1. kingdom come
2. the curtain has fallen
3. join the great majority
4. give up the ghost
life is a highly overrated phenomenon
5. be given a gentle push
6. the great adventure
Literaturverzeichnis samt Linx
Inhaltsverzeichnis und Gästebuch



6 "the great adventure" -
Watchmen: ein Comic im Zeichen der Apokalypse

Watchmen - Cover
"Letzte Nachrichten:
Bald wird man in der eingetretenen Stille nur noch da und dort, in grossen Abständen, das Knacken der einstürzenden Häuser hören, Tröpfeln und Rieseln, noch einige Jahrhunderte lang. Dann wird alles überwachsen sein und begraben, zwischen den unbewohnten Meeren ein Pelz von verschiedenem Grün, eine pflanzenstrotzende Kugel ohne anderes Leben, schon tief unter die Aussenhaut des Planeten gesunken und immer tiefer sinkend das unverdaubare Gerümpel, verschwindend und wir vergessen, für immer."
Anonym




6.1 "Überhaupt ist die Kunst längst im Bilde" - wo sonst?

"Eine der wundersamsten Denkfiguren entsteht dann, wenn sich der Intellekt selbst wegdenkt und aus der Welt verschwinden läßt. Den Affekt, der diese nur für Fortgeschrittene zu empfehlende Übung begleitet, nannten wir Denklust am Untergang. Sie hat mit Zerstörungswut und berserkerhaftem Kontrollverlust nur in den Augen derer zu schaffen, die selbst - aus welchen Gründen auch immer - ihr Mütchen kühlen möchten.
Die Apokalypse verfertigt Gedankengemälde: Und wer möchte einem Maler verbieten, die Apokalypse auf die Leinwand zu bringen?"
(Horstmann 1996, S. 33)

Jenseits des Verbürgens der eigenen Oppositionsrolle 136 deponiert Horstmann am Ende des Endspiele-Aufsatzes ein bemerkenswertes Kunstverständnis. Als ideale, prototypische Kunst wird eine abbildende Kunst beschworen, die nur zu Bilde bringt, was Sache ist. Die Verknüpfung der Kunst ans Wahrheitshandwerk der Philosophie (oder weiter gefasst: der reflexiven Denktätigkeit) nimmt die Kunst in den Dienst einer Wahrheitsgewinnung, mit der stillschweigenden Voraussetzung, dass die Kunst unmittelbareren Zugang und größere Authentizität besitzt und somit tiefere Einsicht in die wahren Weltläufte gewährt. Dass sie also in einem Jenseits zur schnöden und die wirkliche Sicht verstellenden Realität angesiedelt ist, bzw. die Verbindung zu diesem Jenseits ermöglicht und gewährleistet.
,Überhaupt ist die Kunst längst im Bilde" (Horstmann 1996, S. 28) 137 ist die Horstmannsche Formel, die den Ort der Kunst festschreibt und für die menschenflüchtende Theorie vereinnahmt. Die Kunst sei sich schon immer im Klaren über die eigentliche Sehnsucht und Bestimmung des Menschen, den stillen aber eindeutigen Wunsch nach Selbstauslöschung. In Bildern von C.D.Friedrich oder Filmen von Tarkowskij sei die "geborgenheit im Ruinösen und Ruinierten zu finden", der "Friede der Niederlage" sei spürbar und ermögliche die Rückkehr in den Naturschoß:

"Wer so enden will, eingebettet in eine neue und wieder unberührte Welt, in der Menschenwerk nur noch als resorbiertes Relikt und Denkmal einer schon verziehenen Anmaßung überdauert, der muß zunächst aus dem altvertrauten Milieu, dem Spiegelkabinett der Zivilisation des späten 20. Jahrhunderts, ausbrechen." (Horstmann 1996, S. 28).

Ein zeitgenössischer Comic - um eine noch immer vernachlässigte Kunstform zu berücksichtigen - Watchmen von Moore/Gibson illustriert und beschreibt ebenfalls einen Ausbruch aus dem "altvertrauten Milieu" des späten 20. Jahrhunderts. Allerdings auf andere Art und Weise als Horstmann. Die Sichtweise der Watchmen auf die 1980er Angst vor dem Atomkrieg soll als diese Arbeit abschließender Kontrast zur Horstmannschen Apokalyptik herausgearbeitet werden. Der 1986/87 in zwölf Heften (insgesamt über 400 Seiten mit sehr umfangreichem Worttextanteil 138) erschienene Comic ist neben dem zeitgeschichtlichen und durchaus theorielastigen Bezugs zur Apokalypse auch auf anderen Ebenen lesbar, v.a. als Neudefinition des in den 1980ern abgewirtschafteten Superheldengenres 139. Hier ist er neben dem neuen Batman von Frank Miller in der Miniserie The Dark Knight Returns (1986) zu nennen, die den dunklen Superhelden als gealtert und faschistoid zeigt 140. Watchmen verbindet diese beiden zentralen Aspekte, die 1980er Bedrohung durch eine atomare Apokalypse und das Genre der Superhelden - als einer prototypischen Erzählung über menschliche (bzw. v.a. männliche) Verfasstheit - in der Beschreibung einer zeitgeschichtlichen Epoche und deren Auswirkungen auf das Konzept Mensch.

Um eine Grundlage für die Analyse dieser Beschreibung zu erhalten, unternehme ich im folgenden eine Zusammenfassung der komplexen Handlung des Comic.



 

6.2. Kurzfassung der Fabel

Die Handlung der WM setzt im fiktiven Jahr 1985 ein, gegenüber unserer Realität sind zahlreiche Veränderungen feststellbar, vieles scheint aber auch unverändert. Die Geschichte der Doppelwelt des Comic beginnt 1938; sie wird in vielen Rückblenden aus verschiedenen Erzählperspektiven geschildert. Entgegen des erzähltechnischen Aufbaus des Comic gebe ich hier eine chronologische Zusammenfassung:

1938 beginnt eine Handvoll Amerikaner den ersten Comic-Superhelden (Superman, Batman, The Shadow) nachzueifern und bringt sich als maskierte Abenteurer in den realen Kampf gegen das Böse ein. Innerhalb weniger Jahre treten so Hooded Justice, Night Owl, Mothman, Captain Metropolis, The Silhouette, Dollar Bill, The Silk Spectre und The Comedian den Kampf gegen das Böse an.
Zu Werbezwecken und aus strategischen Überlegungen schliessen sich diese Vigilanten 141 1939 zur Gruppe der Minutemen zusammen. Schon ein Jahrzehnt später, 1949, zerfällt die Gruppe: Silhouette wird in der Öffentlichkeit als Lesbe enttarnt, Dollar Bill 142 wird erschossen; Silk Spectre heiratet ihren Agenten; ein Grossteil der Kleinkriminellen ist längst verhaftet.
1959 wird der Atomphysiker Jonathan Osterman bei einem Unfall auf dem Testgelände Gila Flats vollständig aufgelöst. Er kann sich selbst als blauen Körper rekonstruieren und die atomaren Strukturen der Materie fortan beeinflussen: Er variiert seine Größe, geht durch Wände, beherrscht Telekinese und Teleportation. Als Dr. Manhattan wird er 1960 der Öffentlichkeit vorgestellt und von den USA zum neuen Eckpfeiler ihrer strategischen Überlegenheit der UdSSR gegenüber ausgebaut. Die zivile Welt bereichert er durch zahlreiche Erfindungen wie Elektroautos und Luftschiffe.
1964 unternimmt eine neue Generation maskierter Abenteurer den schon im Ansatz scheiternden Versuch, sich als ,Crime Buster' zu organisieren: Captain Metropolis und der Comedian entstammen noch der alten Generation; Night Owl hat einen Nachfolger gefunden, der seinen Namen und Kostümierung übernimmt. Rorschach und Ozymandias sind neu hinzugekommen; Laurie Juspeczyk wird von ihrer Mutter Sally, The Silk Spectre, in die Nachfolge dieser Gestalt gedrängt.
1971 entscheidet Dr. Manhattan auf Drängen von Präsident Nixon den Vietnamkrieg zugunsten der USA. Vietnam wird 51. Bundesstaat der USA, Nixon bleibt nach einer Verfassungsänderung bis 1985 im Amt (der Comedian hat die Watergate-Journalisten beseitigt).
1977 provoziert ein Polizei-Streik gegen das Unwesen der selbsternannten Rechtshüter den "Keene-Erlaß': Dr. Manhattan und der Comedian bleiben in Regierungsdiensten, die anderen Helden werden illegal erklärt und ziehen sich in ihr Privatleben zurück, ausser Rorschach, der den Kampf gegen das Übel der Welt im Untergrund verdeckt weiterführt. Ozymandias hat sich schon vor dem Keene-Erlaß zurückgezogen, sich als Superheld geoutet und als Privatmann Adrian Veidt einen weltumspannenden Konzern aufgebaut (er erfindet einen neuartigen Hydranten und vermarktet sein Superheldenimage mit Spielzeugfiguren und Fernsehshows).

1985 - zum Zeitpunkt des Handlungseinstiegs - wird der Comedian unter mysteriösen Umständen ermordet. Rorschach vermutet ein Komplott gegen die Superhelden und beginnt mit Untersuchungen. Wenig später wird ein Attentat auf Ozymandias (Veidt) verübt. Ein alter Gegner der Vigilanten - Moloch - wird ebenfalls erschossen aufgefunden. Dr. Manhattan wird in einer TV-Sendung mit Vorwürfen konfrontiert, dass er bei seinen Freundinnen und engen Mitarbeitern Krebs verursacht haben soll, und verlässt daraufhin die Erde und zieht sich auf den Mars zurück.
Mit seinem Verschwinden verlieren die USA das entscheidende Element ihrer atomaren strategischen Überlegenheit, die Sowjetunion besetzt Afghanistan, später auch Pakistan. Die Welt steuert auf einen Atomkrieg zu.

Rorschach und die wieder aktiven Night Owl und Silk Spectre (die zweite Freundin von Dr. Manhattan) stossen bei ihren Nachforschungen auf Adrian Veidt (den früheren Ozymandias), bei dem alle Spuren zusammenlaufen. Als sie ihn in seinem Palast in der Antarktis zur Rede stellen, ist es schon zu spät, hat dieser seinen Plan zur Rettung der Welt schon in die Tat umgesetzt:
Um die Regierungen der Supermächte zur Zusammenarbeit zu zwingen, sollen sie überzeugt werden, dass ein Angriff aus einer anderen Welt droht. Um einen solchen Angriff vorzutäuschen, lässt Veidt auf einer einsamen Insel ein monströses Ungeheuer konstruieren (was der Comedian entdeckt hatte), teleportiert es nach New York, wo durch eine psychische Schockwelle, die das Ungeheuer bei seiner Explosion auslöst, drei Millionen Menschen getötet werden.

Der Plan gelingt, eine neue Weltordnung der Kooperation der Supermächte wird geschaffen. Trotz der Vernichtung aller Mitwisser und Gegner (von den Superhelden wird Rorschach getötet, der nicht schweigen wollte) bleibt die Möglichkeit offen, dass Veidts gigantisches Täuschungsmanöver aufgedeckt wird 143.

 



 

6.3 Die Helden der Apokalypse

Für die Fragestellung nach den Helden der Apokalypse, die sich nach der Beschäftigung mit Horstmann anbietet, kommen vor allem zwei der Protagonisten von WM in Frage. Zum einen der übermenschliche Dr. Manhattan, zum anderen der selbsternannte Messias Ozymandias. Das irdische Paradies des Ozymandias beginnt, nachdem der gottähnliche Dr.Manhattan die Erde ,zugunsten" des Mars verlassen hat. Die Konkurrenz zwischen den beiden Charakteren ist einer der bestimmenden Aspekte des Comic und zieht sich durch den gesamten Aufbau der Handlung.
Besonders bemerkenswert ist die beide Charaktere kennzeichnende Selbsterschaffung, die auf unterschiedliche Art und Weise erfolgt, worauf ich im folgenden bei der Schilderung der "Lebensgeschichten" der beiden Charaktere besonders eingehen werde.






Dr. Manhattan:

Der 16-jährige Jon Ostermann will, wie sein Vater, Uhrmacher werden. Am 7.Oktober 1945 repariert Jon gerade eine alte Taschenuhr, als ihm sein Vater die Zeitung mit der Schlagzeile vom Atombombenabwurf unter die Nase hält:

Vater: Sie haben die Atombombe auf Japan abgeworfen! Eine ganze Stadt ist weg! Ach! Das sind keine Zeiten für Uhrmacher...
Das verändert alles. Es wird mehr Bomben geben. Sie sind die Zukunft. Soll mein Sohn in veraltete Fussstapfen treten?
Jon: Vater? Was tust du?
Vater: Ich tue, was am besten für dich ist. Diese Atomwissenschaft...die wird die Welt brauchen. Und keine Taschenuhren! (nimmt die zerlegte Uhr)
Jon: He! Gib sie mir zurück!
Vater: Professor Einstein behauptet, die Zeit sei von Ort zu Ort verschieden! Kannst du dir das vorstellen? Welchen Sinn haben Uhrmacher, wenn die Zeit nicht stimmt?
Jon: Warte! Nicht...
Vater: Mein Beruf gehört der Vergangenheit an. Aber mein Sohn muss eine Zukunft haben.
Jon: Vater, nein!
Zahnräder regnen auf Brooklyn...vor vierzig Jahren.
(WM IV,3)

Osterman studiert daraufhin in Princeton Atomwissenschaft, promoviert (Dr.Osterman) und beginnt auf dem Versuchsgelände Gila Flats zu arbeiten. Dort lernt er Janey Slater kennen, sie verlieben sich ineinander. Bei einem Ausflug geht die Armbanduhr von Janey kaputt, Osterman verspricht, sie zu reparieren. Als ihn Janey nach einiger Zeit auf die Uhr anspricht, geht er sie holen. Er hat sie in seiner Kitteltasche vergessen. Der Kittel hängt in einer Versuchskammer; als er hineingeht, schnappt die Tür zu, die sich nicht mehr öffnen lässt: "sicherheitsvorkehrung". Durch das Schließen der Tür wird ein Testversuch aktiviert, durch den Ostermann buchstäblich in Atome gerissen wird. Doch nach einigen Wochen schafft es Ostermann, sich wieder zusammenzusetzen und gebiert sich als blauen Übermenschen selbst neu. Fortan besitzt er überirdische Kräfte, kann Dinge und sich selbst teleportieren, altert nicht mehr etc. Von der Regierung erhält Osterman den Code-Namen Dr.Manhattan ("sie erklären mir, dass sie diesen Namen wegen der bedrohlichen Assoziationen gewählt haben, die er bei Amerikas Feinden erzeugen wird. Sie verwandeln mich in etwas geschmackloses, tödliches...Es entgleitet meinen Händen." WM IV,12). Er wird zum Eckpfeiler der amerikanischen Nuklearstrategie. Etliche Traumata der realen USA werden durch die blosse Anwesenheit von Dr. Manhattan in der Pralellelwelt des Comic verhindert: Es gibt keinen Sputnik-Schock, der Vietnamkrieg wird gewonnen, Watergate verhindert 144. Die Führungsrolle der USA ist unangefochten.

Dr. Manhattan verliert im Laufe der Zeit den Bezug zum Humanum, er ist zwar faktisch allmächtig und könnte den Kampf gegen das Böse zugunsten des Guten endgültig beenden, doch er verläßt mehr und mehr die conditio humana. Zum Tod des Comedian bemerkt er: "Ein lebender und ein toter Körper enthalten die gleiche Anzahl von Partikeln. In ihrer Struktur gibt es keinen wahrnehmbaren Unterschied. Leben und Tod sind nicht messbare Abstrakta. Warum sollte es mir nahegehen?" (WM I,21)

Er kann sich gegen die Anschuldigungen, er habe Mitarbeiter mit Krebs "angesteckt", nicht auf vernünftige Art erwehren und zieht sich vor der Menschheit auf den Mars zurück. Seiner Ex-Freundin Laurie als letzter menschlicher Bezugsperson versucht er dort seine Beweggründe und seine Sicht der Welt zu erklären (,Oh Scheisse, ich bin auf dem Mars", ist ihr Kommentar zum Ort der Unterhaltung; WM IX,5). Er unternimmt einen trivial anmutenden Diskurs über sein zyklisches Zeitverständnis. "alles ist vorherbestimmt. Selbst meine Reaktionen. (...) Wir alle sind Marionetten, Laurie. Ich bin nur eine, die die Fäden sehen kann" (WM IX,5).
Und über den Mars bemerkt er in frappierender Parallele zu Horstmanns Mond-Eloge (Horstmann 1983, S. 110 f) 145 :

"Meines Erachtens ist das Leben ein arg überschätztes Phänomen. Der Mars kommt ohne jeden Mikroorganismus sehr gut zurecht 146. [...] Kein Leben, nicht das geringste Leben, aber riesige Plateaus, dreissig Meter hoch [...] Diese tiefen Schluchten da unten, in denen Vulkane den Permafrost mit heissen Geysiren zum Kochen brachten: Sie hätten einmal Quellen des Lebens sein können. Der Boden zerbröckelte, als das unterirdische Eis schmolz und Wasser freigab, das gewaltige, nun längst ausgetrocknete Flüsse bildete. Hier hätte Leben aufblühen können. Doch der Mars entschied dagegen. Er wählte das hier.
Eine Landschaft im Urzustand.(WM IX, 13 f)

Am Ende des Comic, das auch dem Ende der Erzählzeit entspricht, verlässt Dr. Manhattan die Erde und die Menschheit endgültig, um sich ein "Weniger kompliziertes Sonnensystem" zu suchen, und dort eventuell menschliches Leben zu erschaffen (WM XII, 26f).




Ozymandias

Der Gegenspieler zum de facto omnipotenten Dr. Manhattan ist Adrian Veidt (alias Ozymandias), der sämtliche intellektuellen, ökonomischen und technologischen Möglichkeiten nutzt, um seine selbstdefinierte messianische Rolle zu erfüllen. Den Grundstein für seinen von niemandem hinterfragten Ehrentitel als worlds smartest man hat er sich selbst schon als frühreifes Kind gelegt, er hat sich "Einfach dafür entschieden, intelligent zu sein" (WM XI, 8). Nach dem Tod beider Eltern verschenkt er sein grosses Erbe, um bei Null anzufangen, und sich selbstbestimmt neu als Superheld kraft eigener Entscheidung zu erschaffen. Auf den Spuren seines Idols Alexander des Grossen unternimmt er eine Reise nach Asien. Vor Ort erkennt er, dass Alexander zwar den Gordischen Knoten zerschlagen und ein Weltreich erobert hatte, dass seine Taten jedoch nicht von Bestand waren: "Er hatte weder die gesamte Welt vereinigt, noch ein Reich geschaffen, das ihn überdauerte." Veidt beschliesst, sein Idol zu übertreffen und eine Welt dauernden Friedens zu schaffen. Als neues Leitbild wählt er sich (während einer unter dem Einfluss von Haschisch erlebten Vision) Ramses II, dessen griechischen Namen er übernimmt 147.
Zurück in den USA setzt er seinen Plan der finalen Befriedung der Erde in die langfristige Tat um. Er schliesst sich den Watchmen in ihrem Kampf gegen das Verbrechen an, verfolgt aber insgeheim mit dem Selbstverständnis eines ägyptischen Gott-Königs seinen Plan zur Umsetzung der One-World-Vision. Er vermarktet sein eigenes Superheldenimage und baut einen Megakonzern auf, den er aus der Chefetage seines Wolkenkratzers oder aus seiner antarktischen Residenz Karnak (benannt nach Ramses' Grabmal) leitet 148 .

Er lässt auf einer abgelegenen Insel ein Monster bauen, dem ein Gehirn eingeklont wird, in das schreckliche psychische Träume eingebettet werden, die bei der Teleportation des Monsters auf New York freitreten und den Anschein einer "alien attack", eines ausserirdischen Angriffs erwecken. Durch diese scheinbar übermächtige Bedrohung schließen die beiden Supermächte USA und UdSSR in einem New Deal den ultimativen Weltfrieden.



 

6.4 "Einsamer Messianismus"

Mit den beiden Retterfiguren Veidt (= Ozymandias) und Dr. Manhattan (= Ostermann) erschließt sich ein weites Spektrum apokalyptischen Handelns, das ich im folgenden näher beleuchten werde.

Die Figur Dr.Manhattan verweist überdeutlich auf ein den gesamten Comic durchziehendes Thema, das der Zeit. Schon im Titel ist die Frage nach der Zeit, die bis zum Eintritt der Apokalypse verbleibt, präsent. Die Watchmen sind Beobachter und Wächter 149, aber sie sind auch Männer - und Frauen - der Uhr. Der Comic rollt die individuellen Vergangenheiten der Protagonisten aus einer gemeinsamen Gegenwart auf, der Rückblick auf die Geschichte der einzelnen Figuren findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Gegenwart in ihrer Existenz bedroht ist, da die große Apokalypse droht 150. Sie würde mit der Gegenwart die Vergangenheit auslöschen, derer sich die Helden im Comic sozusagen kurz vor dem Ende noch einmal vergewissern, bzw. die einer wiederholten Befragung ausgesetzt wird.

Für eine genrespezifische Betrachtung ist hierbei zu betonen, dass Superhelden ein erstes Mal eine Geschichte bekommen, die als interpretierbare gezeigt wird: ,Über weite Strecken hinweg findet nichts anderes statt als die Bewältigung einer fiktiven Vergangenheit mit dazugehörigen Neubewertungen" (Apeltauer 1992, S. 70). Helden wie Superman oder Batman haben zwar ihren Gründungsmythos (Verlust der Eltern, traumatisches Erlebnis, Schwur gegen das Böse zu kämpfen), haben ansonsten aber keine zeitliche Dimension, sie sind weisse Blätter, denen keine persönliche Geschichte eingeschrieben ist 151.

Dr. Manhattan ist am deutlichsten ein Mann der Uhr. Seine Ausbildung im Beruf seines Vaters als Uhrmacher, die er auf Druck desselben zugunsten der Atomphysik abbricht ("My profession is a thing of the past. Indstead my son must have a future", WM IV, 3.) befähigt ihn, sich selbst wie eine Taschenuhr wieder zusammenzusetzen, nachdem er bei einem Unfall (der den Geschlechtsakt der herkömmlichen Menschenproduktion ablöst) atomisiert wurde 152. Nach dieser Selbstreparatur hat er in der Tat die Zukunft, die sein Vater für ihn gewünscht hatte, er ist unsterblich geworden und altert nicht.

Dr. Manhattan überwindet das apokalyptische Zeitschema, indem er sich aufgrund seiner persönlichen Zerstörung und Wiederherstellung schon in der permanenten Zukunft, die die Apokalypse nach der Zerstörung verspricht, befindet. Mit dem apokalyptischen Denken geht eine Dreiteilung der Zeit einher. Ein Nullpunkt der Gegenwart wird als eine Trennlinie zwischen einem Davor und einem Danach etabliert, die Hoffnung auf eine Überwindung dieser Spaltung wird durch die Spaltung selbst erzeugt und auf einen bestimmten (oder unbestimmten - dauerndes Warten auf die Apokalypse) Punkt proijiziert. Die verbliebene Zeit bis zum Umschlagpunkt des dreiteiligen Zeitschemas in eines einer permanenten Gegenwart (bzw. eines permanenten Nullpunkts) ist die Frist, die das apokalyptische Denken über die Welt verhängt, die Uhr tickt, die Zeit läuft. Und sie läuft ab.

Der irdische Messias Veidt kennt die Frist, die die Erde hat, er rechnet wie der Club of Rome hoch und weiss (in apokalyptischer Gewissheit) das Datum der Apokalypse dreissig Jahre im voraus zu bestimmen; er sieht in der Gegenwart der späten 1950er bereits die zukünftigen Probleme Mitte der 1980er (das trotz Manhattan unaufhaltbare Wettrüsten der Supermächte) und plant daher eine reale Apokalypse im kleinen zur Friedensherstellung. Wie für den Supermenschen Dr. Manhattan die Erde ein beliebiger Planet geworden ist, so ist die Erde für die Atomkriegsvisionen Veidts eine kleine bedrohte geworden, die Welt ist ihm zum globalen Dorf geschrumpft, als dessen Retter er sich inszeniert - und dabei auch vor einem Vergleich mit Hitler nicht zurückschreckt (WM XI, 26).

Im atomic age des Comic kulminiert also das Ablaufen der Zeit in einer miniaturisierten Apokalypse, die mit dem Umbruch in unserer Welt Ende der 1980er Jahre in gewisser Weise verglichen werden kann. Die Wahrscheinlichkeit des finalen atomaren Showdowns ist in der fiktiven Comicwelt wie in der realen nach der Apokalypse wesentlich gesunken, die Welt ist zu einer Welt geworden. Das Schrumpfen des Planeten zu einem globalen Dorf kann auch als Folge des atomic age gesehen werden, bzw. der global verhängten Apokalypsedrohung eines Atomkriegs (aber etwa auch der Umweltzerstörung). Inszenierte die Apokalypse des Johannes noch die buchstäbliche Vernichtung des gesamten Kosmos, so kennt die moderne Apokalypse diese Perspektive schon lange nicht mehr. Die Schrumpfungsfunktion der Apokalypse betrifft einerseits das Ausmaß der Zerstörung bzw. den Gültigkeitsanspruch der Offenbarung, andererseits spiegelt die Apokalypse die vorherrschende Auffassung der conditio humana wider. Die Erkenntnis, dass der Planet durch Menschen zerstört werden kann, ist zugleich auch die Einsicht, dass nur der Planet zerstört werden kann. Eine der viel beschworenen modernen Kränkungen der Menschheit besteht somit im Eingeständnis dieser gegenüber dem göttlichen Gerichtstag beschränkten Zerstörungsfähigkeit.


Wenn sich Veidt abmüht, um in einem Akt grenzenlosen Narzissmus als Menschheitsretter ("I did it", WM XII, 19) zu reüssieren, dann kann er damit in der Konfrontation mit Dr. Manhattan nicht die quasi göttliche Würdigung erhalten, die er sich erhofft (WM XII, 27). Der Übermensch hat das beschränkte Zeitverständnis der Apokalypse überwunden und das Humanum verlassen. Dem linearen Zeitbegriff Veidts hält er seinen zyklischen entgegen (,Nothing ends, Adrian. Nothing ever ends", WM XII, 27). Er hat sich durch seine Privatapokalypse den neuen Leib verschafft, der in der klassischen Offenbarung den Gläubigen versprochen wurde. Er hört damit auf Mensch zu sein; am Ende verlässt der blaue Gottähnliche folgerichtig den blauen Planeten. Der Comic signalisiert mit der Flucht Dr. Manhattans auch das Ende des atomaren Zeitalters und beweist damit ebenso wie mit der Vorhersage einer One World seine prognostische Fähigkeit 153. Die Apokalypse Veidts ist keine atomare sondern mit dem alien monster eine biotechnische (vgl. Horstmann's Hochschätzung der Biowaffen, Horstmann 1983, S. 68 f); sie zeigt die neue Zeit an, die mit dem Millennium ein neues Menschenbild etabliert (vgl. die Anmerkungen zu Foucaults Tod des Menschen click here in dieser Arbeit).

Das im Comic neuerrichte irdische Paradies in Form der One World des Ozymandias stellt wie die in der realen Welt nach 1989 verkündete New World Order eine brüchige Harmonie dar 154. Dr. Manhattan, der präsentische Gott aus dem Atom, hat sich von dieser scheinbaren Harmonie verabschiedet und die Galaxie zugunsten "Einer weniger komplizierten" (WM XII, 27) verlassen. Seine Vorstellung vom Paradies ist wie die von Horstmann ,nur ohne den Menschen zu haben" (Horstmann 1996, S.27).




Fußnoten:

136. Horstmann sieht sich in völliger Opposition zum etablierten Wissenschafts- und Machtbetrieb, er versteht sich als Opfer und gewinnt seine Selbstlegitimation aus der mutmasslichen Ablehnung durch die etablierten Institutionen etc. Die Oppostionsrolle wird darüberhinaus in die Theorie integriert, bzw. dient die mutmassliche Oppostion nach allen Seiten als Prüfstein der Theorie der Menschenflucht, die mit dem Signum der Wahrheit ausgestattet ist. Auch ohne auf biografische Details einzugehen ist diese Strategie als Selbststilisierung durchschaubar und steht auch in Zusammenhang mit der männlichen Geburtsmetaphorik, wie sie sich bei der Anrufung der anthropofugalen Zeugenschaft gezeigt hatte. Der männliche Denker entsteht aus und behauptet sich in einer Situation des permanenten Schmerzes und des omnipräsenten Widerstands. Sein Denken gilt ihm als die schwerste Geburt.
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137. ,Übrigens ist die Kunst längst im Bilde und weiß vielleicht als einziger Schiffbrüchiger auf Géricaults Floß der Medusa auch von der Geborgenheit im Ruinösen und Ruinierten" (Horstmann 1996, S.28). Zur Geborgenheit auf dem Floß der Medusa vgl. DU Heft 2/1994 (Trotzdem. Kultur und Katastrophe).
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138. In der Folge zitiert als WM, mit Bandangabe in römischen Ziffern, mit Angabe der Seite in arabischen Ziffern (z.B.: WM IX/23).
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139. Die Auseinandersetzung mit dem Genre der Superhelden Comics beschreibt detailliert Apeltauer 1992, S. 69ff. Er verweist auf die radikale Demontage des Superheldentypus in WM und auf die Ausdehnung dieser Kritik zu einer ,zeitdiagnostischen Revue" (ebd., S. 74).
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140. Watchmen und The Dark Knight Returns erschienen beide bei DC-Comics. Die Superheldenkrise betraf den größten Comicverlag natürlich in besonderem Maß. Das Universum der verlagseigenen Superhelden war Anfang der 80er Jahre in mehrere parallele Welten aufgespalten, die Kontinuität der Figuren war keineswegs gegeben. Zum 50jährigen Verlagsjubiläum 1985 erschien eine 12-teilige Miniserie mit dem bezeichnenden Titel Crisis on Infinite Earths. In dieser Serie wurde eine Vereinheitlichung und Reduktion des unüberschaubar (und schlecht verkaufbar) gewordenen Figureninventars vorgenommen. Als prominenteste Charaktere kamen Supergirl und Flash zu Tode. Am Ende wurde eine einigermassen einheitliche Zeit- und Raumstruktur für die verbliebenen Charaktere etabliert. Dieser Schlussstrich war eine der zentralen Voraussetzungen für Frank Miller's Batman, ebenso für Neuinterpretationen der beiden anderen Hauptfiguren des DC-Kosmos, Superman und Wonder Woman (vgl. Les Daniels 1995, S.188-195).
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141. Der Begriff der vigilantes meint im Amerikanischen Bürgerwehren, Selbstschutz, und zeigt wie auch die Selbstbennung der Abenteurer als Minutemen die chiliastische Dimension des Superheldengenre auf. Minutemen waren vom 17. bis ins 19. Jahrhundert bei der Eroberung des amerikanischen Kontinents Bürgerwehren v.a. an der Ostküste, die - ready in a minute - zur Verteidigung exponierter Siedlungen gegen das Böse aller Art (Indianer, Banditen, Franzosen...) antraten. Der paramilitärische Gedanke des Selbstschutzes, der Selbstverteidigung und der Selbstjustiz ist bekanntlich bis heute in bestimmten Bevölkerungsgruppen in den USA gut verankert und speist sich letztlich aus der moralischen Gewissheit, das Reich Gottes auf Erden durch den Kampf gegen das Böse, das eine unmittelbare Gefahr darstellt, vorzubereiten. Das Reich Gottes scheint eine äußerst unpopuläre Einrichtung zu sein, da es vor lauter Bedrohungen gegen die es befördernden Subjekte nur so wimmelt. Bedrohung in Permanenz (u.a. eine der Voraussetzungen apokalytischen Denkens).
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142. Dollar Bill hatte das Kostüm eines Dollars, trug also nicht nur die Flagge auf dem Leib (wie z.B. der Comedian), sondern verkörperte die mythische Aura der US-Währung.
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143. Vgl. zum Inhalt der WM: Apeltauer 1992, S. 67 f.
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144. Wie bei allen Konstellationen, in denen Zeitreisen möglich werden, treten auch in WM zeitlogische Komplikationen auf. Dr.Manhattan beendet zwar den Vietnamkrieg zugunsten der USA, das Attentat auf John F. Kennedy kann er aber nicht verhindern. "Ich kann die Zukunft nicht verhindern, für mich geschieht sie schon," ist seine Erklärung dafür. Eine andere Erklärungsmöglichkeit liegt in der Demontage des Superheldengenres durch Moore/Gibbons, die sich gegen die politische Indienstnahme für konservative bis rechtsextreme Positionen richtet (vgl. Apeltauer S.72 f). Der moralische Wertekatalog der Superhelden orientiert sich unreflektiert an den Direktiven der US-Regierung bzw. des CIA, auch der tatsächlich über den Dingen stehende Manhattan macht hier keine Ausnahme.
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145. Horstmann hat im Endspiele-Aufsatz auch schon den Mars entdeckt und preist das ,Neuland", das durch das anthropofugale Denken erschlossen werde als "Fremder und zauberhafter als die Hochplateaus des Mars mit ihren vom Morgennebel durchzogenen Canyons und Grabenbrüchen, ein Niemandsland, zu dem keine unserer Raumsonden mehr hinabsteigt" (Horstmann 1996, S. 28).
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146. "From what we're finding out lately, Dr. Manhattan may be wrong about Mars. But this was the eighties, remember" bemerken Furé/Moulthrop lapidar aber treffend in ihren Lateral Readings im Internet.

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147. Shelleys Gedicht Ozymandias wird sowohl von Moore/Gibbons (WM XI, 28) als auch von Horstmann (Horstmann 1991, S. 58) zitiert. Horstmann sieht darin "die Allmachtsphantasien des Potentaten und die Verewigungsintention des Bildhauers unversehens in ein ironisches Selbstdementi umgekippt", und begreift das Gedicht als melancholische Feier des Abschieds und Vorschau auf die unausweichliche Auslöschung der Menschheit. In den WM wird das Gedicht dagegen genau beim Eintritt der Veidtschen kleinen Apokalypse zitiert, illustriert also die Konsequenzen des größenwahnsinnigen Handelns und enttarnt gleichzeitig die Vision des devastierten Planeten als Teil der Strategie des machtversessenen Apokalyptikers.
("Ein Mann, zurück aus längst vergeßnem Land, / Erzählt: Zwei Riesenbeine, Stein, des Leibs beraubt, / Stehn in der Wüste. Nah dabei im Sand, / Zerschmettert, halb versunken, liegt ein Haupt: /
Auf krause Lippen ist ein Stolz gebannt, / Ein höhnisch kaltes Lächeln; wer es sieht, / Weiß, wer einst herrschte über dies Gebiet / Mit sattem Herzen und mit kalter Hand. / Und auf dem Sockel liest man eingebrannt: / Ich bin Ozymandias, aller Fürsten Fürst. / Schaut, was ich schuf, ihr Großen, und verzweifelt. / Nichts blieb als dies. Vom Himmelsrund umspannt, / Streckt sich die Wüste hin, endlos und leer, / Und nur der Sand streicht um die Trümmer her.")
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148. Ozymandias/Veidt entspricht also grossteils Batman/Bruce Wayne, während Dr.Manhattan/Ostermann Superman abzüglich der Alternativexistenz Clark Kent reflektiert. Statt einer privaten menschlichen Existenz hat Manhattan Aspekte der allmächtigsten Comicfigur im DC-Universum, von The Spectre. An den linkischen und kurzsichtigen Clark Kent erinnert in den WM Night Owl. Zu den ausufernden genrespezifischen Anspielungen vgl. Apeltauer, S. 69 f.
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149. Wächter ist der Nebentitel der deutschen Übersetzung.
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150. Jedes der 12 Kapitel von WM endet mit einem Bild der Doomsday Clock (analog der Doomsday Clock in unserer Welt, die von der Society of Atomic Scientists je nach Atomkriegswahrscheinlichkeit vor oder zurück gestellt wird), die beim ersten Kapitel auf 12 Minuten vor 12 Uhr steht, um mit jedem Kapitel eine Minute vorzurücken. Am Ende des Comic steht die Uhr auf Punkt 12, die Apokalypse hat stattgefunden - am Übergang von Kapitel 11 zu 12.
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151. Erst seit der Neudefinition des Genres seit Mitte der 1980er Jahre hat sich dies auch bei den beiden prominentesten Charakteren, Superman und Batman, geändert, vgl. Les Daniels 1996, S. 188 ff.
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152. ,Really, it's just a question of reassembling the components in the correct sequence ..." (WM IV, 9). Der Bezug zum Uhrmacher wird durch das Bild zu diesem Erzähltext hergestellt, es zeigt den jungen Ostermann, der die Teile einer Uhr mit der Pinzette sortiert.
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153. So verwundert es auch nicht, dass Autor Moore in einem Interview trotz der realpolitischen Veränderungen gegenüber der Ausgangslage des Comic betont: "I really wouldn't change a word of it" (Les Daniels 1996, S. 197).
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154. Am Ende des Comic liegt mit dem Tagebuch Rorschachs, in dem der Plan Ozymandias' detailliert beschrieben ist, die "Wahrheit" in Händen Seymours, eines einfachen Mitarbeiters einer rechtsextremen Zeitschrift. Seymour trägt ein T-Shirt mit einem aufgedruckten grossen Smiley, der die neue heile Welt repräsentiert. Doch darauf befindet sich ein Ketchupspritzer, der wie ein Blutstropfen aussieht und die Morschheit der moralischen Fundamente des Neuen Jerusalem bloßlegt (WM XII, 32).
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1. kingdom come 2. the curtain has fallen 3. join the great majority 4. give up the ghost 5. be given a gentle push 6. the great adventure Literaturverzeichnis samt Linx Inhaltsverzeichnis und Gästebuch
life is a highly overrated phenomenon
Zur Theorie des männlichen Weltuntergangs bei Ulrich Horstmann

Diplomarbeit von Thomas Jöchler © 2000